Wort zur Jahreszeit

Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr, kein Gott ist außer mir. Ich habe dich gerüstet, obgleich du mich nicht kanntest, damit man erfahre in Ost und West, dass außer mir nichts ist. Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr, der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der HERR, der dies alles tut. (Jes 45,5-7)

Liebe Leserin, lieber Leser, wie kann Gott das nur zulassen? Diese Frage mögen wir uns immer wieder stellen, wenn wir erfahren, wie Menschen Schreckliches durchmachen müssen, wenn sie von Schicksalsschlägen getroffen werden: Wie lassen sich solche Erfahrungen nur mit unserem Glauben an Gott vereinbaren?

Gott lenkt die Geschichte dieser Welt. Gott erlaubt es uns nicht, ihn in seinem Wirken irgendwo einzugrenzen, ihn nur für die schönen Momente im Leben verantwortlich zu machen. Gott schafft auch die Finsternis, er schafft auch das Unheil. Es ist ja nicht so, dass für alles Gute in der Welt Gott zuständig ist und für alles Böse der Teufel. Wir glauben nicht an zwei Götter, einen guten und einen bösen, wir glauben auch nicht an einen Gott mit begrenzten Möglichkeiten.

Gott selber stellt sich uns hier zumindest anders vor: Er ist auch zuständig für die Finsternis, auch zuständig für das Unheil, für das Böse. Das ist schon erstaunlich, was Gott hier in Jesaja 45,7 sagt, das mag uns schwindlig werden lassen, wenn wir anfangen, das immer weiter zu durchdenken. Da dauert es nicht lange, bis wir merken, dass wir an alle Grenzen unseres menschlichen Vorstellungsvermögens stoßen.

Und doch will uns Gott mit diesen Worten nicht erschrecken, sondern trösten: Nichts, aber auch gar nichts, was in dieser Welt passiert, und sei es noch so schrecklich und unbegreiflich, passiert ohne ihn, außer dem doch kein Gott ist.

Aber: Wenn Gott Frieden gibt und Unheil schafft, Finsternis genauso wie das Licht – wie können wir dann wissen, wie er zu uns steht, wie er mit uns umgeht? Schafft er Frieden und Unheil auch bei uns, wie er gerade will? Bleibt uns nichts anderes übrig, als uns vor ihm auf den Boden zu werfen und zu bekennen: Gott ist überaus groß?

Gott sei Dank, brauchen wir uns nicht damit zufrieden zu geben. Denn Gott sagt nämlich nicht nur, dass er nun einmal Frieden und Unheil schafft, wie er will. Sondern er spricht zu uns. Gott ist ein lebendiger Gott, der im Unterschied zu den stummen Götzen spricht (Jesaja 40-55) und dass das, was er sagt, auch tatsächlich geschieht und eintrifft. Wir brauchen gerade nicht nur darüber zu spekulieren, was Gott möglicherweise machen könnte, wie er möglicherweise in der Geschichte der Welt und auch unseres Lebens am Werk ist. Sondern wir dürfen uns an sein Wort halten, in dem er zu uns gesprochen hat, in dem er uns ganz deutlich sagt wie er zu uns steht und was er mit uns vorhat.

Gott verspricht uns nicht in seinem Wort, dass er uns in unserem Leben vor allen Unglücken bewahren will, dass es uns immer gut geht. Aber er verspricht uns in seinem Wort, dass er uns in unserer Taufe bei unserem Namen gerufen hat, dass wir ihm gehören, dass er uns lieb hat – nicht weil wir so Großes getan hätten, sondern weil er allein uns liebenswert macht.

An dieses Wort unseres Gottes sollen und dürfen wir uns halten, wenn wir aufgrund unserer Erfahrungen gar nicht mehr wissen, was wir von diesem Gott eigentlich denken und erwarten sollen. Denn was

Gott uns versprochen hat, das wird er nie mehr zurücknehmen.

Alles, was Gott tut zielt auf unser Heil. Er will unser Heil und schafft es auch. Wir dürfen darauf vertrauen, dass alles, was wir in unserem Leben erfahren, uns schließlich doch zum Besten dienen muss, auch wenn wir es erst einmal überhaupt nicht einsehen können. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott Wege und Möglichkeiten hat, uns und andere Menschen zum Heil zu führen, die wir selber oft gar nicht sehen können.

Gott will und schafft unser Heil – das hat er uns am Karfreitag gezeigt. Unheil und Heil – im Kreuz Jesu Christi kommt beides zusammen: Was schrecklichstes Unheil ist, gebraucht doch Gott, um daraus unser Heil zu wirken.

Solange wir hier auf Erden leben, wird es viele Fragen geben, die wir nicht werden beantworten können, viele Fragen, warum Gott uns und andere Menschen so führt, wie er dies tut. Doch das dürfen wir wissen: Nichts in dieser Welt kann sich Gott und seinen Möglichkeiten entziehen, nichts ist mehr unklar, wenn Gott etwas in seinem Wort versprochen hat und nichts kann uns von Gottes Liebe trennen, weil Gott sich für uns eingesetzt hat und es immer noch tut. Möge uns das gerade jetzt in diesen Wochen der Adventszeit wieder neu als unser Trost aufgehen!

Euer Pastor,

Martin Paul