Wer mich bekennt vor den Menschen, den wird auch der Menschensohn bekennen vor den Engeln Gottes. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, der wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes. (Luk 12,8-9)
Liebe Gemeinde, liebe Leserin, lieber Leser!
Hast du dir eigentlich schon mal bewusst gemacht, was du da tust, wenn du im Gottesdienst Woche für Woche das Glaubensbekenntnis sprichst, Woche für Woche bekennst: Ich glaube an Jesus Christus, unseren Herrn, ich glaube an den einen Herrn Jesus Christus? Du nimmst schon einmal vorweg, was du einmal gemeinsam mit allen Menschen auf der Welt bekennen wirst, du übst schon für den Höhepunkt und Abschluss der gesamten Weltgeschichte, stellst dich jetzt schon auf die Seite deines Herrn, der einmal wiederkommen wird, der auch für dich am Kreuz gestorben ist.
Der Tag wird kommen, an dem einmal alle Mächte dieser Welt, alle Engel und alle Mächte des Bösen, alle Menschen, ganz gleich, ob lebend oder schon verstorben, vor diesem Herrn auf die Knie fallen werden, ihn anbeten werden, ihm als ihrem Gott huldigen werden. Alle werden einmal vor Christus niederfallen, ihn anbeten als ihren Herrn und Gott. Doch manche werden es voller Schrecken und Entsetzen tun, weil sie dann erst erkennen werden, wie sehr sie ihr Leben verfehlt hatten, als sie meinten, ohne diesen Christus in ihrem Leben auskommen zu können. Und andere werden es voll Freuden tun, werden es auch darum so fröhlich tun, weil sie genau das in ihrem Leben schon immer wieder eingeübt hatten: vor Christus auf die Knie zu gehen und ihn als ihren Herrn zu bekennen.
Das Bekenntnis zu Christus ist nicht nur ein schöner Brauch oder eine Formalität. Dieses Bekenntnis hat tatsächlich Konsequenzen, nicht nur hier auf Erden, sondern im Himmel, in der Ewigkeit. Jesus sagt uns das nicht, um uns Angst zu machen, um uns unter Druck zu setzen. Er will uns Mut machen, immer wieder auch schon jetzt auszusprechen, was er selber in unserem Herzen gewirkt hat. Wenn Menschen offen aussprechen: Ich glaube an Jesus Christus, dann hat das Auswirkungen bis in den Himmel, bis in die Ewigkeit, dann freuen sich die Engel Gottes, dann steht Christus selber hinter ihnen und erklärt: Ja, ihr gehört zu mir. Wenn du sonntags zum Gottesdienst kommst und das Glaubensbekenntnis sprichst, dann ist das nicht nur eine Formalität, die man sonntags nun mal hinter sich bringen muss. Nein, jedes Mal hat dieses Bekenntnis „Ich glaube …“ Auswirkungen bis in die Ewigkeit.
Die Worte „Ich glaube“ bedeuten hier nicht nur „Ich vermute“ oder „ich halte für wahr“. In diesem Sinne wird das Wort „Glauben“ ja häufig gebraucht und verstanden. So wird dann das, was man nicht mit Sicherheit weiß, mit „Glauben“ umschrieben. „Ich glaube es könnte heute Nachmittag regnen.“ Glauben ist viel mehr als nur ein vermuten, „Glauben“ meint so viel wie „Vertrauen“ und lässt sich vergleichen mit der Beziehung von Ehepartnern in einer guten Ehe, die sich ohne jeden Beweis aufeinander verlassen. In diesem Sinne glauben wir an Gott, vertrauen ihm und seinem Wort. Martin Luther kann diese persönliche Beziehung noch präziser ausdrücken: „An Christus glauben heißt: ihn anziehen, mit ihm eins werden.“
Dieser Glaube hat aber auch einen deutlichen Inhalt: Martin Luther beginnt seine Erklärungen der drei „Artikel“, der drei Teile des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, mit den Worten: „Ich glaube, dass …“. Dabei macht er in seiner Erklärung aber auch deutlich, dass der Inhalt des Bekenntnisses unmittelbar mit uns und unserem Leben zu tun hat: „Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat.“ „Ich glaube, dass Jesus Christus, … sei mein Herr.“ „Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann, sondern der Heilige Geist hat mich … im rechten Glauben geheiligt und erhalten.“
„Das ist gewisslich wahr“ – So übersetzt Martin Luther am Ende das „Amen“ ins Deutsche. Ein Glaubensbekenntnis ist nie nur eine Meinung neben viele anderen; sondern in diesem Bekenntnis bringen wir zum Ausdruck, worauf unser ganzes Leben beruht, worauf wir uns verlassen – im Leben und im Sterben.
Wie wunderbar, dass die Konfirmanden auch in diesem Jahr uns nicht nur zeigten, was sie gelernt haben, sondern auch, dass sie versprochen haben, mit Gottes Hilfe in dem Glauben bleiben und wachsen zu wollen, den sie bekannt haben. Doch diesem Bekenntnis Folge zu leisten, brauchen sie und wir alle miteinander, wie es im 3. Artikel des Glaubensbekenntnisses heißt, den Heiligen Geist. Darum wird in der Konfirmation der Akzent vor allem auf die Mitteilung des Heiligen Geistes zur Stärkung des Glaubens gelegt: „Mehre in ihnen die Gaben des Heiligen Geistes“, so beten wir für die Konfirmanden bei der Konfirmation, bevor ihnen dies dann auch noch einmal unter Handauflegung persönlich zugesprochen wird: „Nimm hin den Heiligen Geist, Schutz und Schirm vor allem Argen, Stärke und Hilfe zu allem Guten, von der gnädigen Hand Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Und das gilt eben nicht nur für die, die in diesem Jahr die Konfirmation empfangen haben. Es gilt auch für uns alle, die wir getauft sind. Wir haben ihn empfangen, den Heiligen Geist. Aus dieser Kraftquelle lässt es sich leben. Lassen wir uns durch die Konfirmanden ermutigen, dass wir es gemeinsam unser Leben lang bekennen: Ich glaube, dass Jesus Christus mein Herr ist! Halleluja!
Euer Pastor,
Martin Paul