Mose 7,6-12
Denn du bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind. 7Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter allen Völkern –, 8sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat.
Liebe Gemeinde, liebe Leserin, lieber Leser! In diesen Worten aus dem 5. Buch Mose spricht Mose mit dem Volk Israel. Er nennt es das „heilige Volk“. Heilig bedeutet keineswegs sündlos. Es bedeutet nicht, dass das Volk Israel auf seinem langen Weg durch die Wüste nicht immer wieder versagt und Gott bitter enttäuscht hätte. Sondern „heilig“ bedeutet: Das Volk Israel gehört Gott dem Herrn. Das ist das Wichtigste: Nicht der moralisch perfekte Lebenswandel, nicht einen Beschluss des Volkes, zu Gott gehören zu wollen, sondern einzig und allein, dass Gott dieses Volk von sich aus zu seinem Volk, zu seinem Eigentum „erwählt“ hat (wie es im nächsten Vers heißt). Die Israeliten gehören zu Gott, nicht, weil sie einen Beschluss für Gott genommen hätten, nicht, weil sie sich als besonders gläubig und treu bewiesen hätten, sondern einzig und allein, weil Gott sie ausgesucht und angenommen hat.
Und genau darum geht es auch in der Taufe: Der Gedanke, dass Menschen zu Gottes Volk gehören könnten, weil sie einen bewussten Beschluss genommen haben zu Gott oder zu Jesus zu gehören, steht im Widerspruch zu dem, was in der Bibel steht. In der Bibel ist immer Gott allein der Handelnde, der, der anfängt, der, der die Initiative ergreift, um Menschen zu retten.
Und genau so ist es gerade auch in unserer Taufe: Unsere Taufe ist kein menschlicher Beschluss zu Gott gehören zu wollen. Sondern in der Taufe sagt es uns Gott ganz persönlich zu: Ich habe dich erwählt, ich habe selber beschlossen, dass du für immer zu mir gehören sollst. Längst bevor du Ja sagen konntest, habe ich schon zu dir Ja gesagt. Und dieses Ja soll dir gerade auch bekannt sein, auf dieses Ja sollst du in deinem Leben bauen können, sollst dich darauf verlassen können – und genau darum spreche ich es dir auf den Kopf zu, rufe dich in der Taufe bei deinem Namen, mache dich zu meinem Eigentum.
Gott hat in der Taufe einen Eid geschworen, wie er auch damals den Vätern des Volkes Israels einen Eid geschworen hat – und an diesen Eid bindet sich Gott so fest, dass er davon nicht mehr loskommt. Weil er damals den Vätern Abraham, Isaak und Jakob einen Eid geschworen hat, hat er das Volk Israel aus Ägypten gerettet. Und weil er dir in deiner Taufe einen Eid geschworen hat, wird er auch dich retten – selbst noch aus dem Dunkel des Todes.
Was für eine wunderbare Perspektive! Nichts hängt von dir, von deinem Beschluss, von deiner Glaubensstärke ab – alles hängt allein von Gottes Treue ab, von seiner Zuverlässigkeit, dass er auf jeden Fall zu dem steht, was er verspricht. Und auf diese Treue darfst du dich verlassen. „Sind wir untreu, so bleibt er doch treu, er kann sich selbst nicht verleugnen“, so schreibt es der Apostel Paulus im 2. Timotheusbrief. Gottes Treue hängt nicht von unserer (Un-)Treue ab.
Gottes Liebeserklärung an uns, die wird in unserem Leben nicht ohne Folgen bleiben, wird dazu führen, dass auch wir Gott lieben, dass wir ihn lieben als den Vater unseres Herrn Jesus Christus. Es ist sehr spannend zu beobachten, wie schon hier im Alten Testament das Verhältnis zwischen Gott und seinem Volk als Liebesverhältnis beschrieben wird – nicht anders, als wir es im Neuen Testament besonders deutlich im Johannesevangelium wiederfinden. Zu Gottes Volk zu gehören, erwählt zu sein, bedeutet also: Aus der Liebe Gottes zu leben und zu handeln.
Von dieser Liebe Gottes sollen Eltern erzählen, wenn sie mit ihren Kindern sprechen, sollen ihnen erzählen von Gottes großem Liebesbeweis in ihrer Taufe. Gott steht zu seinem Versprechen in der Taufe!
Euer Pastor,
Martin Paul