WIE GEHEN WIR MIT DEM HEILIGEN GEIST UM?

Liebe Gemeinde, liebe Leserin, lieber Leser! Vielleicht findest du die Frage merkwürdig. Ist es nicht vielmehr der Geist, der mit uns umgeht? Haben wir es denn in der Hand, was er wirkt? Die Bibel zeigt uns, dass man durchaus unterschiedlich mit dem Geist umgehen kann.

Da werden wir zum Beispiel aufgefordert: „Den Geist dämpfet nicht“ (1. Thess. 5,19). Es ist schon ein Unterschied, ob jemand den Heiligen Geist bei sich voll zum Zuge kommen lässt oder ob er ihn unterdrückt. Unterdrücken wollen wir ihn als Christen natürlich nicht, sondern wir wollen ihn zum Zuge kommen lassen; wir wollen recht mit ihm umgehen.

Wie also gehen wir mit ihm um? Erinnern wir uns, wie er kommt: Am Pfingsttag verkündigten Petrus und die anderen Jünger Jesus den Auferstandenen als Retter und König der Welt. Tausende hörten es und glaubten. Warum konnten sie es hören?

Weil der Heilige Geist es ihnen in ihre jeweilige Sprache übersetzte! Und warum konnten sie es glauben? Weil der Heilige Geist durch das Evangelium das Glaubenslicht in ihnen anzündete. So taten sie Buße und ließen sich taufen, immerhin dreitausend Leute an einem einzigen Tag. Da war er wieder zur Stelle, der Geist, in der Taufe nämlich: Da wirkte er bei diesen dreitausend Leuten Vergebung der Sünden. Wir sehen: Der Heilige Geist kam an diesem Tag durch Predigt und Taufe, durch Wort und Sakrament. Durch Wort und Sakrament.

Wenn wir reichlich und regelmäßig mit Gottes Wort und Sakrament umgehen, dann kommt er bei uns richtig zum Zuge. Und erinnern wir uns, was er wirkt: Er wirkt dasselbe wie bei den dreitausend Leuten, die am ersten Pfingstfest zu Christen wurden, nämlich Buße und Glaube. Sie erkannten ihre Schuld, bereuten sie und glaubten an die Vergebung, die Gott ihnen durch Jesus Christus anbot. Der Geist wirkt Glauben, und zwar den Glauben an Jesu Liebe, die sich darin zeigt, dass er sein Leben für uns gelassen hat. Dieser Glaube bedeutet, dass Christus selbst in uns wohnt. Weil aber Christus selbst in uns wohnt, lernen wir unsererseits lieben, lernen wir, unser Leben in den Dienst der Mitmenschen und vor allem in den Dienst Gottes zu stellen.

Das wirkt der Heilige Geist: Glaube und Liebe. Leben wir also in dem Vertrauen, das wir durch Gottes Wort Glaube und Liebe haben! Gehen wir einfach davon aus, dass wahr ist, was es verheißt, verlassen wir uns darauf! Verlassen wir uns darauf, dass Christus uns beisteht durch gute und böse Zeiten hindurch, dass er uns schützt und führt, dass er uns vergibt und endlich selig macht. Und leben wir bedingungslos in der Liebe, die Jesus Christus uns vorgelebt und an uns erwiesen hat. Fragen wir nicht: Was habe ich davon?, sondern schenken wir verschwenderisch weiter, was wir haben: Gottes reiche Liebe! Ja, dann kommt der Geist bei uns zum Zuge.

Lass mich das mit einem Vergleich deutlich machen: Ein Christ ist wie ein Wasserrohr, und der heilige Geist ist das Wasser. Wenn der Geist bei uns richtig zum Zuge kommen soll, muss er als Wasser durch uns Rohre hindurchfließen. Das geht aber nur, wenn das Rohr vorne und hinten offen ist. Wenn ein Ende oder beide Enden verstopft sind, kann nichts fließen. Also: Sehen wir zu, dass wir an beiden Seiten offen sind, wo das Wasser des Heiligen Geistes hineinkommt – offen für Gottes Wort und für das Heilige Abendmahl! Und, wo der Geist sich bei uns auswirken will, wo er hinausfließen will in die Welt! Das passiert, wenn wir Jesus vertrauen und wir Gott und den Menschen bedingungslos lieben – die Liebe, die selbst wir durch die Gnadenmittel empfangen.

„Daran erkennen wir, dass Jesus in uns bleibt: An dem Geist, den er uns gegeben hat“

(1. Joh 3,24b), schrieb der Apostel Johannes.

Lasst uns prüfen, ob wir ihn haben. Wenn seine Wirkung bei uns mager ist, wenn Glaube und Liebe schwach sind, dann lasst uns Buße tun, lasst uns auf Gott besinnen und flehen: „Komm, Heiliger Geist!“ Und wenn wir angefochten und traurig sind, ja, wenn wir zu verzweifeln drohen und nicht weiter wissen, dann lasst uns Kraft holen vom Tröster, lasst uns das Wasser des Lebens trinken, das uns nie mehr dürsten lässt, lasst uns an der Quelle des Evangeliums bleiben und dort unseren Durst stillen. Da hast du den Geist, der dir Zeugnis gibt, dass Jesus in dir bleibt und du in ihm – für immer und ewig.

Euer Pastor,
Martin Paul