Die offene Tür zum Himmel in der Zeit des Lockdowns

Und Jesus antwortete und sprach zu ihm (Petrus): Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein. (Mt 16,19)

Liebe Gemeinde, liebe Leserin, lieber Leser!

Wer hätte zu Beginn des Jahres je gedacht wir würden in diesem Jahr einige Wochen, gar Monate keine Gottesdienste in der Kirche feiern dürfen.  Die Türen bleiben immer noch verschlossen.  Inzwischen steht die neue Orgel in unserer Kirche, aber wir können sie noch nicht einmal zum Lobe Gottes einsetzen oder hören.

Viele fragen sich: wie soll das wohl weiter gehen?  Wie soll das mit der Gemeinde, mit meinem Leben überhaupt weitergehen?

Zu Pfingsten feiern wir den Geburtstag der Kirche.  Eigentlich unglaublich, oder?  Seit sich vor etwa 1990 Jahren in Jerusalem beim ersten Pfingsten 3000 Leute taufen ließen gibt es die Kirche schon. Angefangen hat diese Geschichte mal mit einer Handvoll von Leuten in einer Provinz am hintersten Ende des römischen Reiches.  Niemand hätte ahnen können, dass daraus mal eine Gemeinschaft von Menschen entsteht, die mehr als eine Milliarde Leute umfasst.

Und wenn man sich mal die Kirchengeschichte anguckt, dann kann man richtig nur staunen, dass es diese Kirche heute immer noch gibt:  Was hat es da im Laufe der Zeit nicht alles gegeben, was die Kirche gefährdet hat:  Christenverfolgungen damals im römischen Reich oder ganz intensiv im letzten Jahrhundert in kommunistischen Ländern, zum Teil bis zum heutigen Tag, unfähige Pastoren, Bischöfe und Päpste, Irrlehrer noch und noch, die die Grundlagen des christlichen Glaubens in Frage stellten und auch heute noch an vielen Orten in Frage stellen und mit ihren Lehren auch noch Erfolg haben, Kirchenspaltungen und Sektenbildungen, viele moralische Skandale, Verfehlungen und Verirrungen, die einem auch nach langer Zeit als Glied der Kirche immer noch beschämen.

Aber es gibt die Kirche eben doch noch.  Es gibt die schöne Geschichte von dem französischen Kardinal, dem Napoleon drohte, er habe die Macht dazu, die ganze Kirche zu vernichten.  Darauf antwortete der Kardinal: Majestät, das werden Sie auch nicht schaffen; das haben wir als Kirche noch nicht einmal selber fertigbekommen.

Ja, ein Wunder ist es, dass es diese Kirche immer noch gibt, ja mehr noch, dass die Kirche Jesu Christi an so vielen Orten der Erde weiter blüht, wächst und gedeiht.  Was auch geschehen mag, die Kirche wird weiterhin bestehen.  Denn sie hat Christus als ihren Herrn in ihren Reihen, und der sorgt dafür, dass die Kirche nicht untergehen kann, dass sie erhalten bleibt, allen Anfeindungen von innen und außen zum Trotz.

Ich denke da an die Maßnahmen, die uns in dieser Zeit daran hindern unsere Gottesdienste zu feiern.  Die Kirche wird auch dadurch nicht untergehen.  Das liegt, wie gesagt, nicht daran, dass wir Christen so tolle und mutige Leute wären.  Das liegt an Christus allein.

Und als Glied dieser Kirche, wirst auch du, liebe Leserin, lieber Leser, in der Kirche erhalten bleiben und nicht untergehen, allen Gefahren und Drangsalen zum Trotz.  Christus selber gibt uns hier den Grund dafür: Die Kirche, so macht er deutlich, ist die Tür zum Himmel, ja dort wird uns immer wieder diese Tür zum Himmel aufgeschlossen.

Christus macht es sehr deutlich, dass wir nicht einfach automatisch nach unserem Tod in den Himmel kommen.  Die ganze Geschichte kann auch schrecklich schiefgehen.  Aber Gott selber hat kein Interesse daran, dass auch nur ein Mensch verloren geht; er möchte uns alle miteinander bei sich dabei haben.  Und darum lädt er uns immer wieder zu sich ein, möchte alle Blockaden wegräumen, die uns von ihm trennen.

Und diese Blockaden, die gibt es in unserem Leben:  So vieles gibt es in unserem Leben, was in Gottes Augen nicht in Ordnung ist, so vieles, was wir aus unserem Leben mit uns herumschleppen, was wir selber nicht loswerden können und womit wir keine Chance haben, einmal vor Gott zu bestehen.  Dringend nötig haben wir es, dass wir von dieser Schuld immer wieder befreit werden, dringend nötig haben wir es, dass uns jemand die Tür zu Gott, die wir uns selber immer wieder mit unserer Abwendung von Gott zugemacht haben, wieder aufschließt.

Und das kriegen wir allein gerade nicht hin.  Da reicht es nicht, dass wir uns zuhause hinsetzen und den lieben Gott ganz angenehm finden und manchmal vielleicht auch an ihn denken.  Nein, dafür hat Christus die Kirche gestiftet, damit wir in ihr befreit werden von allen Lasten und Blockaden, die uns von Gott trennen, damit wir in ihr wieder neu den freien Zugang zu Gott bekommen.

Es geht in der Kirche um Gottes Vergebung.  Dafür ist die Kirche da, diese Vergebung Gottes immer und immer wieder an die Menschen weiterzureichen: „Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“ Die Tür zum Himmel – sie wird dir in jeder Beichte (Privat- und allgemeine Beichte) aufgeschlossen, und jedes Mal von Neuem darfst du dann durch diese Tür hindurchgehen, schon am Himmel teilhaben, wenn du anschließend den Leib und das Blut Christi im Abendmahl empfängst.

Gott segne die Hausbesuche, die Privatbeichten und die Abendmahlsfeiern die wir (Pastor K. Böhmer und ich) in dieser Zeit in kleinen Kreisen mit euch feiern.

Euer Pastor,

Martin Paul