Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm und seid in ihm verwurzelt und gegründet, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar. (Kolosser 2,6-7)
Liebe Gemeinde, liebe Leserin, lieber Leser! Der Winter ist endlich zu Ende. Die Pflanzen und die Bäume fangen an zu sprießen und zeigen damit bereits an, was jetzt kommt: wärmere Tage und Nächte, Frühling nennen wir das, eine Zeit, in der viele gern in den Garten gehen, um zu pflanzen und zu säen.
Damit die Pflanzen Wurzeln schlagen können, ja in der Erde tief verwurzelt werden, brauchen sie gute Erde, die nötige Dünge und auch genügend Wasser. Mit den nötigen Nährstoffen können die Wurzeln die Pflanzen gut versorgen, denn die Pflanzen nehmen mit ihren Wurzeln die Nährstoffe auf. Das Resultat ist eine Pflanze, die gedeiht.
Auch der Christ ist eingepflanzt worden, sagt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Kolosser. In der Heiligen Taufe hat uns der Dreieinige Gott in sich selbst eingepflanzt und mit sich verbunden: Er hat die Saat des Glaubens durch den Heiligen Geist ausgesät, in der Heiligen Taufe den Menschen bewässert und begossen, damit der Christ Wurzeln macht.
Je tiefer der Glaube an den Herrn Jesus Christus verwurzelt ist, desto schwerer haben es der Wind der Versuchung, der Sturm des Lebens, der Orkan der Sünde. Die Gefahr besteht, wer nur oberflächlich, nur hin-und-wieder den Glauben versucht zu leben, dass dieser entwurzelt wird, er einknickt, er umfällt. Denn genau das passiert, wenn eine Pflanze oder ein Baum nicht mehr fest in der Erde verwurzelt ist. Nachdem der Baum entwurzelt ist, vertrocknet er, weil er die Nährstoffe aus der Erde nicht mehr aufnehmen kann. Schließlich geht er ein. Er ist tot.
Wer nicht fest in Christus verwurzelt ist, der geht ein und der Glaube stirbt ab. Um im Bild des Apostels Paulus zu bleiben, ist Jesus Christus die gute Erde für den Glauben. In ihm bleiben die Christen verwurzelt, wenn sie sein Wort hören und danach tun. Denn sein Wort ist Lebenswort – Überlebenswort.
Diese Lebensworte werden im sonntäglichen Gottesdienst in den Lesungen und in der Predigt verkündigt. Es kann aber auch in der Bibelstunde vernommen und will auch zu Hause gehört werden: In der Andacht am Morgen, auch wenn es nur ein kurzes Bibelwort ist, in der Lesung am Abend. Wer sein Wort hört und im Alltag danach lebt, bleibt in Jesus Christus verwurzelt. Allein das tägliche Hören auf die Christusbotschaft macht es möglich, fest zu bleiben. Nur wer fest in Christus bleibt, kann den drohenden Versuchungen widerstehen.
Versuchungen sind nicht immer so leicht zu erkennen, sondern viel öfter kommen sie ganz unauffällig. Wenn der Wind der Verzweiflung und Anfechtung darüber weht, der Sturm der Schuld und Sünde das Leben durcheinanderbringen, der Orkan der Gleichgültigkeit und der Teilnahmslosigkeit weht, wird das Pflänzchen entwurzelt, hinweggefegt, weil es nicht fest in Christus verwurzelt ist.
Am 21. August wurden acht Kinder konfirmiert. Mit der Konfirmation kommt der christliche Glaube aber keineswegs zum Abschluss, sondern die Konfirmation ist nur der erste kleine Schritt, um tiefer in die Geheimnisse des Glaubens vorzudringen. Der Glaube, in dem die Konfirmanden und jeder Christ unterwiesen worden ist, will im Alltag gelebt sein. Er zeigt sich an den Früchten. In der Bibel ist auch an anderen Stellen von den Früchten des Glaubens die Rede. Um diese Früchte des Glaubens hervorzubringen, braucht es die Nährstoffe, die uns Jesus Christus schenkt. Eine Pflanze steht ja, wenn sie tief in der Erde verwurzelt ist, im Saft. Dieser Lebenssaft versorgt die Blätter, sorgt für Blüten und Früchte. Auch als Christen brauchen wir Lebenssaft, der den Glauben versorgt: Es ist das Heilige Abendmahl. Christi wahrer Leib ist das Nährmittel, das uns in den Himmel bringt. Christi wahres Blut ist der kostbare Saft, der uns in diesem Leben nicht verdursten lässt und den Glaubensdurst löscht. Christi Leib und Blut sind die Nährstoffe für die Ewigkeit.
Der Apostel Paulus erinnert die Kolosser daran, bei dem zu bleiben, was sie gelernt haben. Das gilt auch uns. Christi Wort, Gesetz und Evangelium, sollen wir hören und die Nährstoffe für die Ewigkeit empfangen. Das kann Veränderungen mit sich bringen. Wichtig ist und bleibt, fest in Christus verwurzelt zu sein und zu bleiben. Dann gehen die Knospen auf. Der Frühling, auch in Kirche und Gemeinde, kann kommen!
Euer Pastor,
Martin Paul