Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. (Römer 8,18)
Liebe Gemeinde, liebe Leserin, lieber Leser!
Ob es die bunten Blätter an den Bäumen sind, die darauf hinweisen, dass der Herbst gekommen ist? Oder sind es die Osterhasen, die einem schon in den Läden anlächeln? Jedenfalls scheint es mir so, als ob auf Weihnachten gleich Ostern folgen würde.
Dadurch, dass die Zeiten vermischt werden, nehmen wir das Einzelne nicht mehr so bewusst wahr. Doch dazu sollen uns Zwischenzeiten wie diese Passionszeit dienen: Es ist wieder Zeit, sein eigenes Leben mit Sorgen, Leiden, aber auch Vorfreude in das Leben von Jesus Christus hineinzulegen. Dafür ist es nötig, dass wir uns bewusst machen, woran wir leiden, nicht nur persönlich, sondern als Menschen insgesamt. Das ist wert, darüber zu reflektieren und nachzudenken, es soll nicht untergehen in einem Sprung von Weihnachten zu Ostern.
Die Passionszeit bietet uns die Zeit, über die Tatsache nachzudenken, dass der Mensch sich von Gott entfremdet hat und dass Gott die Gemeinschaft zu den Menschen wieder heil gemacht hat.
Jesus erleidet die Entfremdung zu Gott bis zum Äußersten, als er allein am Kreuz stirbt und sich von Gott verlassen fühlt. Der Lebenslauf, den wir uns in dieser Zeit vor Augen führen, erscheint verkürzt: Gerade ist Jesus geboren und schon auf dem Weg zum Kreuz. Aber so erkennen wir die Verbindung, wie er gekommen und geboren ist, um bis in den Tod hinein für uns da zu sein. Und das ist der Grund für diesen Satz von Paulus, der uns in dieser Zeit begleitet. So sind wir durch das Kind Jesus selbst Kinder Gottes geworden. Und das heißt, dass wir nicht nur mit ihm leiden, sondern auch mit ihm erben.
Nämlich das, was wir hinter dem Weg des Leidens (am Ende der Passionszeit) am Horizont sehen: Die Herrlichkeit, die aufstrahlt wie die Sonne des Ostermorgens. Die Herrlichkeit, die viel mehr Strahlkraft hat als die Dunkelheiten des Weges. Ähnlich wie die Sonne ja unvorstellbar viel mehr wiegt als alle Schatten. So eine große Herrlichkeit wird sich an uns zeigen. Und wir werden schon auf dem Weg von der Passion zu Ostern etwas davon erfahren. Das ist die Vorfreude, die auch in der Zeit nach Ostern zu einer Vorfreude auf die Herrlichkeit wird, die an uns offenbart werden soll.
Euer Pastor,
Martin Paul