Wort zur Jahreszeit (April – Mai 2016)
LUKAS 24,34
Der Herr ist wahrhaftig auferstanden.
Liebe Leserin, lieber Leser, der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja! Das ist doch die beste Nachricht, die beste „Nuus“ überhaupt. Was kann schöner sein?
Warum finden wir im Gotteswort, gerade am Ostermorgen, Reaktionen die so ganz und gar der guten Nachricht zu wiedersprechen scheinen: die drei Frauen haben sich am Grab des Herrn erschrocken, sind geflohen und wollten niemand davon erzählen (Mk 16,8). Und den beiden Emmausjüngern ging es anscheinend nicht viel anders (Luk 24,13-35). Auch sie feiern nicht die Auferstehung des Herrn, stimmen kein Osterlied an. Auch sie wollen nur weg, nichts wie weg aus Jerusalem, nichts wie weg aus der Stadt. Warum nur, wenn sie doch gerade die beste überhaupt Nachricht gehört hatten?
Die Emmausjünger werden ganz direkt mit der Osterbotschaft konfrontiert und können doch aus dem, was sie gehört haben, keinen Trost vernehmen. Sie hatten gerade zuvor die Nachricht bekommen, erzählen sogar dem unbekannten Begleiter auf ihrem Weg davon: Das Grab, in das man ihren Herrn und Meister Jesus von Nazareth gelegt hatte, ist leer; Frauen sind gekommen und haben verkündigt: Er lebt, er ist auferstanden! (Luk 24,22-23)
Doch statt vor Freuden zu springen und zu tanzen, gehen die beiden weg aus Jerusalem, wo sie diese Nachricht bekommen hatten. Die harte Realität, die sie selber in Jerusalem erfahren und mit eigenen Augen gesehen hatten trumpft in jeglicher Hinsicht diese andere Nachricht: Gekreuzigt, umgebracht wurde er, die Hoffnung ihres Lebens; alles, wirklich alles ist nun aus und vorbei. Und daran kann auch die Nachricht, die die Frauen ihnen gebracht hatten, nichts ändern. Diese Nachricht hatte sie erschrocken und alles nur noch schlimmer gemacht. Nun gibt es nichts mehr zu hoffen; nun gibt es auch keinen Grund mehr dafür, noch länger in Jerusalem zu bleiben. Das einzige, was ihnen bleibt, ist in den Alltag zurückzukehren – ernüchtert, enttäuscht, ja verzweifelt.
Und vielleicht passierte das auch dir, dass du nach Ostern enttäuscht nach Hause zurückkehrtest: nichts gefühlt, nichts gemerkt davon, dass der auferstandene Herr im Gottesdienst für dich da war. Vielleicht passiert das auch jetzt, dass du Morgen, Übermorgen in deinen Alltag zurückkehrst und der Meinung bist: in meinem Alltag muss ich ja doch ganz allein fertig werden mit all dem, was mich bedrückt und belastet.
Doch, lieber Bruder, liebe chwester, dein auferstandener Herr geht auch heute wieder mit dir mit. Wie er damals zugleich die beiden Jünger auf dem Weg begleiten konnte, so geht er auch heute wieder mit dir mit, ob du es nun merkst oder nicht. Er gibt dich nicht auf – im Gegenteil: Er tut alles, dass auch du es merkst, was es auch für dich, für dein Leben, für deinen Alltag bedeutet, dass dein Herr lebt, dass er auch dir in deinem Leben helfen will, auch und gerade da, wo es jetzt so hoffnungslos aussehen mag.
Jesus ist damals mit den beiden einen Weg gegangen, stundenlang. Und mit uns geht Jesus möglicherweise noch viel längere Wege, über Monate, Jahre, vielleicht gar Jahrzehnte, bis uns schließlich die Augen aufgehen und wir erkennen, was wir doch eigentlich schon längst gehört haben, was doch eigentlich schon die ganze Zeit da war. Auf diesem Weg wird es Höhen und Tiefen geben, wird es Zeiten geben, in denen es dir vielleicht auch schwerfallen wird, ihn zu erkennen und die Freude von Ostern zu erleben. Ich hoffe aber, dass du es nicht machst wie die beiden Emmausjünger, dass du weggehst von dem Ort, an dem du Jesus begegnen kannst.
Aber wenn du’s doch tust, dann darfst du wissen: Jesus wird dich nicht loslassen. Er geht mit dir mit und wird auch in der Zukunft immer wieder versuchen, dich einzuholen. Und du weißt es hoffentlich sowieso, wo du ihm denn immer wieder begegnen kannst: dort, wo er auch weiterhin das Brot für dich bricht und dir zuruft: Komm, denn es ist alles bereit.
Möge der Weg, den du mit Jesus schon gegangen bist, dir Mut machen, auch weiter bei ihm zu bleiben, auch dann, wenn der Weg in deinem Leben unmöglich zu gehen scheint. Du gehst ja nicht allein nach Hause, egal wie du dich fühlst. Jesus geht mit dir mit, und er wird dich führen und leiten, bis du dort ankommst, wo du schließlich mit all den Seinen mitsingen wirst: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!
Pastor Martin Paul