Ps 84, 6-7: Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln! Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund, und Frühregen hüllt es in Segen.
Liebe Leserin, lieber Leser, kaum zu glauben, dass am 10. Februar 2016 schon Aschermittwoch ist und damit die Passionszeit angebrochen ist. In den Evangeliums Lesungen der Passionszeit ruft Jesus Christus immer wieder Menschen in seine Nachfolge. Und wer Jesu Ruf in die Nachfolge nachgeht, der wird durch dürre Täler geführt. Schließlich endet Jesu Weg am Karfreitag auf einem Hügel, dem Golgatha-Hügel. Und nirgends ist die Dürre größer als gerade dort auf dem Golgatha-Hügel. Denn dort, an der Stätte des Fluches, draußen vor der Stadt, wird Jesus nicht nur verlassen von den Menschen, sondern auch von Gott.
Und doch gerade da trifft eine große Veränderung ein, wie sie hier im Psalm besungen wird. Der Gottessohn geht bis in die tiefste Dürre des Todes. Und wer ihm nachfolgt der wird die große Veränderung gerade dort am Golgatha-Hügel entdecken: Ja, die Dürre wird sich zu einem Quellgrund verändern.
Und es wird sich auch noch etwas verändern: Unsere Perspektive: Der, den die Menschen für ohnmächtig halten, der soll unsere Stärke sein. Der, der ohne sich zu wehren in den Tod geht, soll unser Heil sein. Der, der im dürren Tal der Sünder und Verdammten für sie betet, soll der Quellgrund unseres Lebens sein. Der, der in den Tod ging und den Gotteszorn ganz auf sich nehmen musste, soll unsere Rettung sein.
Jesus Christus ist den Weg in die Tiefe gegangen. Er ist zu uns gekommen. Er ist sterblich geworden, hat unsere Sünde auf sich genommen und musste darum Gottes Zorn bei uns erleiden.
Und da in der Tiefe, im dürren Tal ist er, um mich seiner Hand zu reichen, um mich wieder herauszuführen. Der Heiland ist gekommen, damit wir verlorenen und verdammten Sünder mitten in den dürren Tälern, die wir uns selber zufügen oder durch die wir geführt werden, den Quellgrund finden. Er hat seine Oasen mitten in die Sünderwelt gesetzt. Er stirbt am Ort der Verfluchten, um sie vom Fluch zu befreien. Er ist auferstanden am Ort des Todes, um den Tod zu besiegen.
Und so kommt er als der, der den Tod besiegt hat, auch immer wieder über deinen und meinen Lebensweg. Mitten in die Dürre und den Durst unserer Seelen, mitten in die Dornen unserer Sünden, mitten in die Disteln unserer Zweifel und Anfechtungen kommt er und lädt uns Sonntag für Sonntag ein, um uns den Balsam seiner Vergebung zu schenken.
Damit wird, was unsere dürren Täler, was unsere Sünde und Schuld, was unsere Schwachheit und Glaubensunfähigkeit betrifft, nichts schön geredet. Im Gegenteil: Gerade im Licht des Quellgrunds erkennen wir, wie schrecklich das dürre Tal ist, wie dürr und trostlos wir mit unserer Sünde dastehen.
Aber unser Heiland ist da. Der Quellgrund sprudelt und quillt über, ja auf unsere matten Seelen. Die Sünde, die uns noch sticht und quält, soll getrost im dürren Tal zurück bleiben: Denn unser Herr und Heiland zieht uns heraus aus Tod und Verdammnis. Er vergibt uns unsere Sünden. Somit zieht er uns in seine Lebensoase hinein. Wer wollte in der Wüste bleiben, wenn in der Oase alles für uns bereit ist. Wer wollte in Sünde und Tod verweilen, wenn das Tor zum Leben offen steht?
Euer Pastor,
Martin Paul