SUCHET DEN HERRN, SO WERDET IHR LEBEN.

Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. (Markus 16,6)

Liebe Gemeinde, liebe Leserin, lieber Leser! Bestimmt kennst du das auch: Du kannst deine Schlüssel oder deine Geldbörse nicht finden. Sie sind nicht da, wo du sie vermutet hast. Jetzt musst du sie suchen. Mann, kann das anstrengend sein! Denn eine solche Suche bleibt oft lange Zeit erfolglos.

Aufsuchen wollen Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome das Grab Jesu, wo er in aller Eile am Karfreitag abgelegt wurde. Die Geschehnisse der letzten Stunden sind noch frisch: Ihr Herr wurde nach dem bösen Plan der Hohepriester unter dem Jubel der Menge durch die Hand der römischen Besatzungsmacht gekreuzigt. Die Bedeutung dessen, was auf dem Hügel von Golgatha geschah, hat uns der Herr selbst bekannt gemacht: Sein Weg führt in den Tod, damit unser Weg mit Gott und unseren Nächsten nicht im Tod endet. Der Schuldlose nimmt die Schuld auf sich, damit wir, von der Schuld losgekauft, freie Menschen sind. Der gerechte Sohn Gottes stirbt für die Ungerechten, damit sie im Glauben an den fleischgewordenen Gottessohn seine Gerechtigkeit geschenkt bekommen. Der Herr gibt sich in die Gottesferne, damit er die Gottesfernen sucht und sie selig macht. Er wird von Gott verlassen, damit keiner verlassen sein muss in der Stunde seines Todes. Bis zum Tod am Kreuz, bleibt der Herr treu, um die treulosen Sünder zu retten. So hält er aus und hält durch, bis er schließlich ruft: Es ist vollbracht! Geschafft! Alles das, was nötig ist, damit der Sünder selig wird, ist getan.

Damals konnten die drei Frauen die volle Bedeutung dieser Geschehnisse am Kreuz noch nicht begreifen. Wir können es auch nicht, glauben aber dürfen wir es. Wenn schon das Kreuz des Herrn ein tiefes Geheimnis ist, so ist es auch seine Auferstehung. Die Frauen fragen sich noch, wer den großen Stein vom Grab wegrollen wird, damit sie hineingehen können. Das ist eine ganz menschliche Überlegung, aber sie hat keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Geschehnisse. Ist das aber nicht kennzeichnend für uns Menschen? Wir treten mit unseren menschlichen Überlegungen und begrenzten Einsichten an göttliche Ereignisse heran. Solange wir uns unserer Begrenztheit bewusst sind und uns in Demut unter das stellen, was die Heilige Schrift uns sagt, bleiben wir offen für das, was der Herr uns mitzuteilen hat. Denn die Auferstehung des Herrn ist damals wie heute wunderbar und unbegreiflich. Das Kreuz und die Auferstehung Jesu Christi bleiben ein Geheimnis des Glaubens, wie auch schon die Menschwerdung Gottes. Wenn Gottes Welt auf die verlorene Welt trifft, wird dem Menschen bewusst, wer er vor Gott ist. Und sie fürchteten sich sehr, heißt es von den Hirten auf den Feldern von Bethlehem. Und sie entsetzten sich, wird von den Frauen am frühen Ostermorgen am ehemaligen Grab Jesu berichtet. Wenn himmlische Geschehnisse und göttliches Eingreifen die menschliche Welt auf den Kopf gestellt haben, dann muss die Vernunft zurücktreten.

Das Grab ist leer! Entsetzen wird ausgelöst. Wie auf dem Felde bei den Hürden den Hirten, so muss ein Engel den Frauen erklären, was vor ihren Augen passiert ist. Mit allem ist zu rechnen gewesen, aber nicht mit einer Auferstehung. Ein leeres Grab kam ihnen nicht in den Gedanken. Wer will es den Frauen verübeln? Tot ist tot. Das sagt doch die Vernunft.

Er ist auferstanden, er ist nicht hier, sagt der Engel. Dass ein Toter nicht mehr da ist, kennen wir. Wir sitzen an den Sterbebetten und müssen Abschied nehmen. Wir stehen an den Gräbern und müssen unsere Lieben loslassen. Das kennen wir bis heute, und das wissen auch die drei Frauen. Nun aber gilt etwas anderes. Jetzt ist der Tod tot. Das bringt die Vernunft durcheinander, stellt die Welt auf den Kopf. Die Auferstehung ist unglaublich, entsetzlich, angsterfüllend. Wer will es den Frauen verübeln, wenn sie sich entsetzen, sie Angst haben, sie das, was der Engel ihnen sagt, erst einmal nicht glauben können? Am Ort, wo er zuletzt hingelegt wurde, ist er nicht zu finden. Er ist nicht hier!

Durch die leibliche Auferstehung setzt unser Herr der Schuld und dem Tod ein Ende. Ostern ist der Anfang eines neuen Zeitalters. Wer sich an den auferstandenen Herrn hängt, den wird er in seine Herrlichkeit tragen und dort mit ihm in alle Ewigkeit leben.

Die unglaubliche Auferstehung Jesu Christi von den Toten ist uns, die wir an den auferstandenen Herrn glauben, die Tür zur Ewigkeit. Er ist auferstanden, er ist nicht hier, ist der allertröstlichste Satz. Denn durch die Auferstehung Jesu Christi haben wir, die wir zu ihm gehören, eine ewige Zukunft. Die im gekreuzigten und auferstandenen Herrn Entschlafenden ruhen nun in Christus Jesus, unserem Herrn.

Suchen wir den Herrn dort, wo er sich heute finden lassen will: in seinem Wort und in den Sakramenten. Dort hinein hat er sich gelegt, dort ist er für uns gegenwärtig und zu finden.

So wünsche ich allen eine besinnliche Passionszeit und ein gesegnetes Osterfest.

Euer Pastor,

Martin Paul